Zielsetzungstheorie in der Praxis

Allgemein, Game Thinking, Game-based Learning, Serious Games

Es gibt zahlreiche Motivationsstrategien. Die Zielsetzungstheorie (engl. goal-setting-theory) nach Edwin Locke/Gary Latham ist eine davon. Aber worin besteht die Kernaussage dieser Motivationsstrategie? Und wo können wir Grundsätze dieser Theorie in der Arbeit mit Gamification finden?

 

Was besagt die Zielsetzungstheorie?

Zunächst einmal geht die Theorie davon aus, dass Motivation und damit auch Leistung maßgeblich beeinflusst werden können. Und zwar konkret durch Goals und auch durch die Rückmeldung über deren Erreichung. Edwin Locke und Gary Latham haben in großem Maße zu der Theorie beigetragen.

Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht noch immer geschwinder, als jener, der ohne Ziel umherirrt. Gotthold Ephraim Lessing

Jeder Mensch braucht Ziele. Im Grunde genommen sagt die Zielsetzungstheorie aus, dass Menschen durch Ziele motiviert werden. Gleichzeitig sagt die Theorie auch, dass Ziele mehr sind als nur Motivatoren.

Wozu Zielsetzungstheorie?

Ziele sind unmittelbare Regulatoren im Verhalten von Menschen. Die Kunst bei der Anwendung dieser Theorie ist es, einen Spannungszustand zu erzeugen, der Handlung aktiviert. Aber was heißt das, wenn man selbst die Ziele gestaltet?

Mit dieser Frage beschäftigen wir uns tagtäglich bei der Planung und Umsetzung von Gamification Maßnahmen. Denn gerade in der Gamification finden wir unzählige kleine und große Ziele. Sei es das Sammeln von Wissen, Punkten oder das Erreichen einer bestimmten Stufe. Es gibt kein (Regel-)Spiel, in dem es nicht auch ein Goal gibt.

Gamification im Alltag durch Zielsetzung

Wie gestaltet man ein Ziel?

Aber zurück zur Theorie: Da wir nun wissen, dass Zielsetzung wichtig in der Prozessgestaltung ist, steht nun folglich die Kreation der Ziele im Fokus. Denn: Nur ein Ziel zu haben, reicht nicht aus.

Darüber hinaus muss darüber nachgedacht werden, wie das Ziel strukturiert ist. Nach der Zielsetzungstheorie sollen sie zum Beispiel herausfordernd und gleichermaßen präzise gestaltet werden. Außerdem ist wichtig, regelmäßig über Fortschritte Rückmeldung zu geben.

Mit folgenden Fragen kann man sich bei der Gestaltung der Ziele kritisch überprüfen:

Ist das Ziel…

  • ambitioniert genug?
  • realistisch?
  • operationalisiert? (also konkret, sodass man Erfolg oder Misserfolg überprüfen kann)

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Das SMART-Modell

Ebenfalls interessant in diesem Zusammenhang: Das SMART-Modell. Es behandelt unter anderem die oben genannten Punkte. Darüber hinaus verpackt dieses Modell die wichtigsten Faktoren in ein sehr nützliches Framework mit integrierter Eselsbrücke.

  • Das S in SMART steht dabei für spezifisch, ist das Ziel konkret und eindeutig formuliert?
  • Das M fragt nach, ob das Ziel messbar ist, zum Beispiel durch Anzahl, Umfang oder Anforderungen.
  • Das A in fragt wiederum ob das Ziel überhaupt erreichbar (attainable) ist – in Bezug auf die Rahmenbedingungen (extern).
  • Bei dem R sollte man sich fragen, ob das Ziel auch realistisch gesteckt ist – in Bezug auf die Ressourcen (intern).
  • Und zu guter Letzt das T: Das beschäftigt sich mit dem Faktor Zeit (time). Ist das Ziel auf einen fixen Zeitraum bezogen bzw. ein Stichtag für die Erreichung definiert?

Feedback zur Selbsteinschätzung

Eines unserer liebsten Themen im Zusammenhang mit Zielen ist auch der zweite Teil der Zielsetzungstheorie: das Feedback. Wir beschäftigen uns nicht nur viel mit Zielen sondern vielleicht sogar mehr damit, wie die Rückmeldung strukturiert ist.

In unserem Gamification Toolkit Player Journey haben wir zum Beispiel dem Thema Zielsetzung, im Gamification Kontext „Mission“ genannt, und auch dem Thema Feedback eine ganz eigene Kategorie gewidmet.

Denn so wie jeder Mensch Ziele braucht, ist auch hier nicht die Frage, OB Spielende oder Erfüller:innen des Ziels Rückmeldung erhalten sollten sondern eigentlich nur: Wie gestalte ich das Feedback?

Player Journey – Entwicklungs Tool

 

Zielsetzungstheorie im Beispiel

Das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) widmet sich der Erforschung der biologischen Vielfalt und ihrer Veränderung. Sie wollten in einem Spiel Menschen über die Bedeutung von Bestäubern und Biodiversität informieren.

In einem Kick-Off lernen wir die Bedürfnisse des Kunden kennen. Wir führen zusammen ausführliche Gespräche, um Herausforderungen und Ziele zu erfassen. Der erste Schritt besteht nämlich darin, das Problem zu definieren, nicht die Lösung. Wir bestimmen die Herausforderung des Kunden, die wir in einer klaren, gezielten Ausgangsfrage formulieren.

So kamen wir zu unserer Frage, dem Ziel des Spiels: Wie zeigen wir spielerisch die Bedeutung der Biodiversität und vermitteln gleichzeitig Tipps, was wir zu ihrem Erhalt beitragen können? Wir nennen das auch die Key-Message.

Unsere Lösung

Wir entwickelten ein Browsergame, das die Spielenden in eine fiktive Stadt führt. Um dort den Preis „BiodiverCity“ zu gewinnen, muss die Stadt bestäuberfreundlicher gestaltet werden. Die Spielenden helfen den Bewohnenden dabei und werden vor verschiedene Herausforderungen gestellt.

Nach jeder erledigten Aufgabe sehen sie sofort in der Illustration, wie sich die positiv Stadt verändert. So verdeutlichen wir, wie selbst „kleine“ Maßnahmen bedeutende Auswirkungen haben können und greifen hochaktuelle Themen im Zusammenhang mit der Klimakrise auf. Und User lernen praktische Tipps, die sie auch zu Hause umsetzen können.

Referenz – Project Pollination

Fazit

Die Zielsetzungstheorie sagt, dass Ziele fordern, jedoch nicht überfordern sollen. Die SMART-Regel ist ein nützliches Tool um Ziele zu formulieren und zu gestalten. Aber auch Feedback ist essenziell bei der Erreichung von Zielen. Natürlich in konstruktiver und spezifischer Form.

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