Für die Suche nach talentierten Kandidat:innen entwickelten Unternehmen einen Prozess: Recruiting. Doch damit alle Teilnehmenden Spaß an dem teils langen Verfahren haben, suchen Firmen nach innovativen Methoden, diesen so angenehm wie möglich zu machen. Hier kommt Gamification im Recruiting-Prozess ins Spiel.

 

Was ist Recrutainment?

Erst die Arbeit, dann das Spiel.

Dieser alte Spruch war jahrzehntelang das Gebot für jeden Erwachsenen. Und auch Unternehmen haben sich danach gerichtet. Die Arbeit war strikt von der Freizeit und vom Spaß zu trennen. Aber heute sieht das schon anders aus. Denn Arbeitgebende lassen Bewerber:innen jetzt sogar schon vor der Arbeit spielen – im Recrutainment. Durch Recrutainment können die Bewerber:innen und die Arbeitgebenden spielerisch herausfinden, wer zu welchem Job passt.

Recrutainment ergibt sich aus den Worten “Recruiting” und “Entertainment”. Für das Entertainment kann man verschiedene Gamification-Elemente einsetzen. Dabei ist Recrutainment keine neue Erfindung. Jedoch erfährt es derzeit einen schnellen Wandel mit immer neuen Möglichkeiten.

Gamification kann vielfältig im Recruiting eingesetzt werden. So wird der Bewerbungsprozess zum Spiel vor der Arbeit. Aber warum ist das so? Was ist der Mehrwert, den man mit dem Recrutainment erreicht? Und wie können Gamification und Recruiting überhaupt zusammenpassen?

 

Recruiting im Überblick

Jedes Unternehmen möchte die besten Kandidat:innen für offene Stellen finden. Diese Personalbeschaffung, oder auf Englisch Recruiting, muss mit dem wenigsten zeitlichen und finanziellen Aufwand passieren. Da es mittlerweile über 1.500 Online-Jobbörsen gibt, muss man als Unternehmen auffallen.

Genau hier eignet sich Gamification. Normalerweise besteht der Recruiting-Prozess aus folgenden Phasen:

  1. Stellenprofil für die offene Stelle anlegen
  2. Stellenausschreibung schreiben und veröffentlichen
  3. Screening der eingegangenen Bewerbungen und Bewerberauswahl (Auswahlinstrumente sind die Analyse der Bewerbungsunterlagen, Vorstellungsgespräche, Probearbeiten, Assessment Center)
  4. Jobangebot unterbreiten
  5. Einstellung und Mitarbeitende im Unternehmen integrieren

Dabei können diese fünf Phasen entweder von Recruiter:innen im Unternehmen oder von externen Personaldienstleistenden durchgeführt werden. Außerdem unterscheidet man zwischen internem und externem Recruiting.

Bei internem Recruiting sucht man im Unternehmen selbst nach geeigneten Kandidat:innen. Durch interne Stellenausschreibungen oder Weiterempfehlungen anderer Mitarbeiter:innen möchte man diese Stellen füllen. Auch die Personalentwicklung und die Versetzung von Mitarbeitenden in offene Stellen zählen dazu.

Beim externen Recruiting möchte man die Stellen mit qualifiziertem Personal auf dem Job-Markt füllen. Hier ist das Employer Branding ein wichtiger Bestandteil. Entweder bewerben sich Arbeitssuchende von sich aus bei den Firmen oder Unternehmen veröffentlichen Stellenanzeigen und Job-Postings auf sozialen Medien. Anderweitig kann man auf Jobmessen Arbeitssuchende vom Unternehmen überzeugen.

Magnet.me nutzt im Recruitment Gamification

 

Gamification als Recruiting-Instrument

Wenn sich viele ungeeignete Kandidat:innen bei einem Unternehmen bewerben, bringt das die Firma nicht weiter. Und genau hier kommt Gamification ins Spiel. Gamification ist der Einsatz von Spiel-Elementen in einem Nicht-Spiel-Kontext. Diese sind in allen Phasen des Rekrutierens einsetzbar. Dabei gibt es verschiedene Arten, wie man Gamification nutzen kann:

  • Simulationsbasierte Aufgaben: Man simuliert reale Arbeitsaufgaben oder -umgebungen. So können Bewerber:innen zeigen, wie sie sich in solchen Situationen verhalten würden. Besonders effektiv für beispielsweise Sales-Positionen. Für solche Aufgaben kann auch Virtual Reality eingesetzt werden, um die Bewerber:innen noch immersiver in eine Situation zu führen.
  • Punkte und Highscores: Durch Belohnungen für das Ausfüllen von Formularen oder das Einreichen kreativer Aufgaben können Kandidat:innen motiviert werden, weiterhin am Prozess teilzunehmen. Positives Feedback ermutigt die Leute, an der Bewerbung dranzubleiben.
  • Fähigkeitsbasierte Challenges: Unternehmen können spielerische Herausforderungen nutzen, um Fähigkeiten und das Problemlösungsvermögen in Aktion zu sehen. So kann man Aufgaben oder Fallstudien nutzen, um Bewerber:innen zu bewerten.
  • Escape Games: Durch virtuelle Escape Games beweisen Teilnehmende ihre Fähigkeiten während sie mehr über das Unternehmen oder den Standort lernen können. So können Firmen den Informationsprozess vereinfachen und spannender machen.

Gamification dient auch als Rückmeldung für die Bewerber:innen. Fortschrittsbalken sind Elemente, mit denen Bewerber:innen sehen können, wie weit sie im Bewerbungsprozess fortgeschritten sind. Wer kennt nicht die Lebensbalken und Levelanzeigen aus Videospielen? Je näher man den 100% rückt, umso mehr freut man sich. Genauso funktionieren die Rückmeldungen bei den Online Bewerbungen auch. Portale wie LinkedIn verwenden diese Fortschrittsbalken bereits zur Motivation.

Der Einsatz von Spiel-Elementen ist ein cleverer Weg, um geeignete Kandidat:innen zu finden. Diese passen dann perfekt zum Unternehmen und zur ausgeschriebenen Stelle. Durch den technologischen Fortschritt haben Firmen jetzt die Qual der Wahl, wie man Bewerber:innen ansprechen möchte. Dabei muss man noch unterscheiden, auf welcher Seite Gamification angewendet werden soll: Auf der Seite des Bewerbenden oder auf der Seite des Rekrutierenden?

Gamification für Bewerbende

Im ersten Schritt müssen sich Bewerber:innen für das Unternehmen und die Stelle entscheiden. Dazu brauchen sie Informationen über die Firma. Diese Informationen müssen das Unternehmen interessant wirken lassen. Außerdem müssen Bewerbende mit diesen Informationen eine Entscheidung treffen können. Nämlich ob er oder sie zu dem Unternehmen passt oder nicht.

Ein weiterer Ansatz von Gamification im Recruiting sind Selbsttests. Innerhalb weniger Minuten kann sich jeder selbst testen. So findet man spielerisch heraus, wie man zu dem Job und dem Unternehmen steht. Die Daten der Testenden werden dabei nicht gespeichert und sind von Recruiter:innen nicht einsehbar. Am Ende von diesem Entscheidungsprozess steht die Bewerbung beim Unternehmen.

Gamification für Rekrutierende

Danach fängt die Selektion im Betrieb an. Durch Gamification können detaillierte Profile der Bewerbenden erstellt werden. Das passiert z.B. in einem Online-Assessment. Es geht dabei um die Soft-Skills wie abstraktes und kreatives Denken. Es geht aber auch um Eigenschaften wie Risikobereitschaft und Entscheidungsfreudigkeit.

Zusätzlich können Unternehmen ihre Assessments auf bestimmte Spielertypen anpassen. Denn, jeder Spielertyp zeigt Charaktereigenschaften, die den Person-Job-Fit maximieren. Dann kann der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin mit diesen genauen Profilen von den Bewerbenden entscheiden, welcher Bewerber oder welche Bewerberin am besten zu der offenen Stelle passt.

Spielertypen nach Bartle

Kurz Gesagt: Vorteile von Gamification im Recruiting

  • Softskills, wie Teamwork oder strategisches Planen, können schnell herausgefunden werden.
  • Bewerbende zeigen ihr wahres Können – direkt in den Bereichen, die für den Beruf relevant sind.
  • Das Bewerbungsverfahren wird aufgelockert – die Leute sind entspannter.
  • Es wird auch motivierender und unterhaltsamer.
  • Gamification erleichtert das Finden passender Bewerbender und gestaltet es spaßiger.
  • Unternehmen präsentieren sich als modern, flexibel und kreativ.

 

Beispiele für Gamification im Recruiting

Die Allianz hat den “Karrierematcher” auf der eigenen Webseite. Mit ihm sollen Schüler:innen für Ausbildungsberufe bei der Allianz begeistert werden. Sie testen sich aus und lernen viel über das Unternehmen und die Stellen. Dabei stehen immer zwei Fragen im Vordergrund: Möchte ich in dieser Arbeitsstelle arbeiten? Und passe ich zu dieser Firma?

Die App „Magnet.me“ verbindet die Swipe-Mechanik mit der Suche nach Praktika, Traineeships oder Jobs. Durch die einfache und bekannte Mechanik ist es einfacher, sich bei verschiedenen Firmen in der Umgebung zu bewerben. Außerdem ermöglicht diese App eine schnelle Kommunikation mit der Personalabteilung der jeweiligen Firma – natürlich nur, wenn auf beiden Seiten ein Interesse besteht.

Auch Pfeffermind hat bereits den internen Recruitmentprozess von BSH Hausgeräte gamifiziert. Die Service-Techniker:innen können sich jede Woche KPIs aussuchen, die sie sich zum Schwerpunkt der Woche machen wollen. Die App belohnt sie für das Erfüllen der Aufgaben. So wachsen sie in die Rolle von „Lösungsanbieter:innen“ herein – motiviert und spielerisch.

Viele weitere Beispiele für Gamification im Recruiting gibt es auf recruiterbox.

 

Fazit

Gamification sollte gezielt im Recruiting eingesetzt werden. Durch Gamification sieht man das Unternehmen als attraktiven Arbeitgebenden an. Außerdem lockert Gamification lange Bewerbungsprozesse auf, das Verfahren macht den Teilnehmenden Spaß. Außerdem erleichtert es die Wahl für die Rekrutierenden – also ein Win-Win für beide Seiten.

Gamification kann vielfältig im Recruiting eingesetzt werden. So wird der Bewerbungsprozess zum Spiel vor der Arbeit. Dann heißt es: Zuerst das Spiel, dann die Arbeit!

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