Die vier Spielertypen nach Bartle

Allgemein, Game Thinking, Know How

In der Welt der Videospiele gibt es eine Vielzahl von Menschen mit unterschiedlichen Motivationen und Vorlieben. Wie kann man möglichst viele von ihnen ansprechen? Eine Möglichkeit: Das Modell der Spielertypen.

 

Die vier Spielertypen nach Bartle

Mit der Herausforderung, eine möglichst große Zielgruppe anzusprechen, müssen sich Game-Designer:innen immer wieder auseinandersetzen. Richard Allan Bartle, ein britischer Autor und Computerspiel-Forscher, hat 1996 ein wegweisendes Modell veröffentlicht, welches die Vielfalt der Spielerpersönlichkeiten abbildet.

Das Modell klassifiziert Spielende in vier Kategorien: Achievers, Explorers, Socializers und Killers. Jeder dieser Spielertypen hat seine eigene Herangehensweise an Spiele und unterschiedliche Motivationen, die sie antreiben.

Achiever

Achiever sind beim spielen darauf fokussiert, Ziele zu erreichen und Fortschritte zu machen. Beispielsweise wollen Achiever möglichst alle Quests abschließen oder alle Rüstungsteile eines Sets bekommen.

Sie haben auch Spaß daran, neue Schätze und Boni zu erhalten und herauszufinden, wie sie an mehr Punkte oder Geld kommen. Achiever werden motiviert durch das Erreichen von Zielen, das Sammeln von Belohnungen und das Streben nach Fortschritt und Erfolg. Dafür reagiert dieser Spielertyp auf die Spielwelt und handelt in ihr.

Explorer

Explorer dagegen interagieren mit der Spielwelt und handeln mit ihr. Sie sind neugierige Entdecker, die die virtuelle Welt erforschen und Geheimnisse aufdecken. Dabei probieren sie neue Dinge aus und stellen die Spielregeln auf die Probe, selbst wenn sie dadurch verlieren.

Explorer setzen sich intensiv mit ihrer Umgebung auseinander, wollen die Welt und ihre Geschichte erkunden und Abenteuer erleben.

Socializer

Socializer legen Wert auf soziale Interaktion und Zusammenarbeit. Sie bauen Beziehungen zu Mitspielenden auf und finden Gefallen an Dialog und Gemeinschaft.

Sie wollen zusammen mit anderen etwas unternehmen, nicht um zu gewinnen, sondern einfach aus Spaß an der Gesellschaft. Zum Beispiel unterstützen sie andere Spielende dabei, Punkte und Erfolge zu erhalten.

Killer

Im Gegensatz dazu suchen Killer gezielt den Konflikt mit anderen Spielenden, z. B. durch einen Wettkampf. Sie wollen ihre Fähigkeiten ausbauen und sich mit anderen messen. Das Ziel ist es, zu gewinnen.

Manche haben auch Spaß daran, andere am Sieg zu hindern – Stichwort Schadenfreude. Die Spannung des Wettbewerbs und die Überwindung von Herausforderungen motivieren diesen Typen. Dieser Spielertyp erhält also seine Motivation durch das Agieren mit anderen Spielenden.

Die Spielertypen

 

Anwendung der Spielertypen

Indem Designer:innen die Motivationen der verschiedenen Spieler:innen berücksichtigen, können sie Spiele schaffen, die eine breite Palette von Interessen ansprechen.

Ein Game kann Elemente enthalten, die Achievers belohnen, Explorers experimentieren lassen, Socializers miteinander verbinden und Killers herausfordern. Man braucht immer einen Baukasten von Spielmechaniken, denn nicht alle Menschen ticken gleich.

Das Modell kann dabei helfen, zu erkennen, was sich die Spielenden von dem Spiel wünschen. Dies kann dann genauer umgesetzt werden.

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Spielertypen und Gamification

Auch für die Gamifizierung ist dieses Modell interessant. Selbst wenn nicht jeder Mensch eine „verspielte“ Person ist, grundsätzlich sind alle über Spielelemente ansprechbar. Menschen haben jedoch unterschiedliche Vorlieben.

Um die Zielgruppe geschickt anzusprechen, sind die Berücksichtigung verschiedener Spielertypen und die individuelle Anpassung der Spiel-Elemente entscheidende Erfolgsfaktoren.

Da beispielsweise Unternehmen verschiedene Mitarbeitende oder Kund:innen ansprechen wollen, ist es wichtig, dass die Gamification-Lösung auch die entsprechenden Spielertypen abholt.

Motivations Trigger

 

Kritik

Bartle selbst warnt vor der unbedachten Anwendung, da seine Theorie für manche Spiele unvollständig sein könnte. Schließlich entwickelte er die Theorie speziell für MMORPGs. Und er bezieht auch nur Spielende ein, die aus Spaß zocken. Die Theorie ist nicht auf andere Personengruppen wie z. B. Designer:innen, Journalist:innen oder Forschende ausgelegt.

Bei der Anwendung sollte man daher immer bedenken, dass diese Spielertypen-Einteilung nur eines von vielen Werkzeugen ist. Man sollte sich also fragen, ob Bartles Theorie für den eigenen Kontext wirklich hilfreich ist und sie gegebenenfalls anpassen.

Beispielsweise sind Mischformen aus verschiedenen Spielertypen in der Realität sehr viel wahrscheinlicher. Die Motivation der Spielenden hängt auch von der Situation, ihrer Stimmung und sogar dem vorgegebenen Spielziel ab.

Mit diesem Wissen kann man dennoch spaßeshalber mal den Bartle-Test ausprobieren. Mithilfe von Fragen kann man sich so einem der Spielertypen zuordnen lassen.

 

Fazit

Richard Allan Bartles Spielertypen-Modell bietet eine interessante Perspektive auf die Vielfalt der Motivationen, die Spielende antreiben. Das Modell regte zahlreiche Diskussionen an und inspirierte andere zu weiteren Studien.

Durch ihn entstanden viele Arbeiten und neue Modelle. Denn das Verständnis von Spielenden und ihrer Motivation unterstützt nicht nur die Spieleentwicklung, sondern ist bei richtiger Anwendung auch in anderen Bereichen nützlich.

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