Badge Systeme: Kleines 1×1 des Spielelements

Allgemein, Featured

Badges sind ein viel besprochenes Spielelement innerhalb der Gamification-Szene. Sowohl in Spielen als auch in gamifizierten Anwendungen sind Badges häufig zu finden. Heutzutage werden Badges in Expert:innenkreisen gerne belächelt und die Motivationswirkung ernsthaft infrage gestellt. Doch was sind überhaupt Badges und wie kann man sie einsetzen? Was spricht für eine Verwendung von Badges und was dagegen? Und wie möchte Mozilla das Schul- und Lernsystem „badge-ifizieren“?

 

Badge = Achievement = Abzeichen = …

Der Begriffs-Dschungel rund um Begriffe wie Badges, Achievements, Abzeichen und Trophäen kann groß und verwirrend wirken. Die Begriffe unterscheiden sich nur marginal und teilweise im Detail. Die Badges auf der Playstation heißen „Trophäen“, auf der Xbox werden sie „Achievements“ genannt werden. An anderen Orten spricht man von „Badge“ und „Abzeichen“. Im Kern meinen alle dasselbe.

 

Was macht denn jetzt ein Badge?

Vereinfacht ausgedrückt, handelt es sich bei einem Badge um ein (i. d. R. virtuelles) grafisches Symbol, das eine konkrete Handlung des Spielers belohnt. Vergleichbar ist das Ganze mit einem Sticker, Stempel oder einem Sammelbild, das für gewünschtes Verhalten vergeben wird. Anschließend erscheint der Badge in einer Badge-Sammlung; ähnlich einem Sammelalbum. Werden mehrere Badges innerhalb eines Spiels vergeben und diese in einer Badge-Sammlung zur Schau gestellt, so handelt es sich um ein Badge-System. Häufig sind Badges ein nicht integraler Bestandteil des Spiels und sind technisch wie auch inhaltlich vom eigentlichen Spielgeschehen des Kernspiels losgelöst.

 

Wofür eignen sich Badges?

  • Badges sind ein starkes Anreizsystem für Nutzer, die gerne Dinge sammeln oder vervollständigen wollen. Bei dieser Zielgruppe führt der Einsatz dieser Spielelemente zu einer längeren Auseinandersetzung mit dem Spiel oder dem gamifizierten Produkt.
  • Badges haben die Möglichkeit, kleine und optionale Aufgaben leicht zu verpacken. Gleichzeitig kann ein Badge als motivierendes Ziel dienen.
  • Es besteht die Möglichkeit, die eigenen Badges für andere Nutzer zugänglich zu machen. Damit geht ein gesteigerter, kompetitiver, sozialer Wettkampf einher. Falls der Effekt nicht gewünscht ist, können die Badges auch privat bleiben.
  • Badges können zu neuem Verhalten anregen und dieses belohnen. Alternative Spiel- oder Verhaltensweisen können dem Nutzer so offenbart werden.

Die Schattenseite der Badges

  • Sowohl durchdachte Gamification als auch gutgemachte Spiele müssen auch ohne Badges motivierend sein. Der Entwicklungsaufwand für ein Badge-System ist demnach nicht zwingend notwendig, wenn dafür die Qualität des restlichen Spiels bzw. der gamifizierten Anwendung leiden muss.
  • Wenn die Aufgabe eines Badges erfüllt ist, wird der jeweilige Badge oft direkt auf dem Bildschirm eingeblendet. Nicht selten wird dieser Vorgang noch durch einen Soundeffekt untermalt. Der Grad der Immersion ist so geschmälert.
  • Ebenso, wie zu viele oder aufdringliche Badges, können auch zu leichte Badges eine Minderung des Spaßes mit sich ziehen. Ist der Spieler von den Aufgaben der Badges unterfordert und zudem noch von den Einblendungen genervt, kann unter Umständen sogar die Freude am Kernspiel verloren gehen.

Die kunterbunte Welt der Badges

Badges gibt es in zahlreichen unterschiedlichen Formen, Farben und Größen. Doch sie unterscheiden sich nicht nur in ihren Äußerlichkeiten. Auch die ausgehende Motivation kann unterschiedlich gestaltet werden. Je nachdem, wie Badges inhaltlich konzeptioniert sind, haben sie unterschiedliche Auswirkungen auf die Nutzer.

Ein Badge, der in seiner Beschreibung klar sagt, welches Verhalten gefordert ist, regt den Nutzer dazu an, das vorgegebene Ziel möglichst effizient zu erreichen. Folgende Badge-Beschreibung ist ein gutes Beispiel für diese Art: „Beantworte drei Quizfragen am Stück und ohne Fehler!“.

Um die Zielorientierung aufzubrechen, kann aber auch die Beschreibung des Badges weggelassen oder nur ein kleiner Hinweis gegeben werden. Das gewählte Beispiel würde dann lauten: „Löse das Quiz und mache keine Fehler!“.

Mit der Art der Formulierung lässt sich also steuern, inwiefern sich die Nutzer zielorientiert oder frei erkundend in der gamifizierten Anwendung bewegen sollen. Dennoch ist eine Mischung von verschiedenen aufgebauten Badges häufig sinnvoll, um so die unterschiedlichen Bedürfnisse anzusprechen.

 

Badges erobern die Welt? Der Open Badges Ansatz

Schon Ende 2011 hat Mozilla den Ansatz der „Open Badges“ ins Leben gerufen (mittlerweile badgr.com). Im Mittelpunkt steht ein „Badge Backpack“. Das ist ein digitaler Rucksack, mit dem man Badges sammeln kann. Badges aus Spielen sollen darin aber keinen Platz finden. Stattdessen sollen Lernleistungen genau aufgezeichnet und im besten Fall automatisch in dem Rucksack gespeichert werden. Im Rucksack sollen so sämtliche Schul- und Studienleistungen und weitere Lernzertifikate Platz finden. Das Ergebnis ähnelt einem automatisch generierten Lebenslauf. Moodle, eines der größten LMS, unterstützt bereits die Anbindung an das Open Badge System. Sicherlich könnten wir hier das Konzept eines digitalen und zentralisierten Lebenslaufes durchaus kontrovers diskutieren. Jedoch stellt sich zunächst die Frage nach der Verbreitung und der Akzeptanz des Systems. Aktuell scheint der Hype um Open Badges, der bis 2014 anhielt, abzuflachen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation um zentralisierte Badges im E-Learning zukünftig ändern wird.

 

Resümee: Badges

Solange ein Designer die Badges sinnvoll und durchdacht konzeptioniert, können sie ein Spiel oder eine gamifizierte Anwendung durchaus bereichern und motivierender gestalten. Aber nur die wenigsten Spieler fangen ein Spiel aus dem alleinigen Grund an, dass es dort Badges gibt. Das Kernspiel oder die gamifizierte Anwendung muss auch andere Wege finden, um die Nutzer zu motivieren. Erfolgreiche Gamification funktioniert auf mehreren Motivationsebenen. Badges sprechen aber hauptsächlich den Sammeltrieb an. Es bedarf deshalb weiterer Motivatoren. Beinhaltet die Gamification nur die Implementierung eines Badge-Systems, so bleibt der erwünschte Motivationsschub mit hoher Wahrscheinlichkeit aus.

Achievement unlocked

 

Mehr zum Thema